Entstehung des Airsoft-Buchs

Entstehungsgeschichte des Airsoft-Buchs

Eigentlich wollte ich bloß für das Team und für ein paar ausgewählte Freunde eine
Broschüre schreiben.
Um bloß nichts zu vergessen, besorgte ich mir sofort ein kleines Notizbüchlein und
schrieb darin auf, wann, wo und mit wem ich gespielt hatte. Am Ende gab es ein Feld für
Bemerkungen, die Notizen zum jeweiligen Spieltag enthielten. Dieses Büchlein diente als
Gedankenstütze und ist noch heute in Gebrauch.


Immer alles dokumentieren! (2007 bis heute)

Die Broschüre hatte ich innerhalb eines Jahres fertig und hielt sie als gedruckte
Fassung im September 2008 in meinen Händen. Nebenher schrieb ich immer intensiver
an den Spielberichten und merkte, dass das Thema Taktik mehr und mehr in den
Vordergrund rückte. Also fing ich an, mich intensiver mit diesem Thema
auseinanderzusetzen. Aus dem Text der Broschüre wollte ich ein richtiges Buch fertigen.
Zuerst recherchierte ich ausschließlich im Internet. Die Fülle der zugänglichen
Informationen stellte sich dabei schnell als Hürde heraus. Ein Beispiel ist das
Suchergebnis für das Wort »Airsoftwaffe« – in 0,37 Sekunden bekam man
124.000 Begriffe angezeigt. Diese Menge zu selektieren vermochte ich nicht immer und
vertiefte mich oft in spannende, aber nicht weiter wichtige Details. Also ging ich dazu
über, nach Büchern zu diesem Thema zu suchen und fuhr mehrmals in Bibliotheken, um
zielführende Texte zu finden. Kurz darauf ging ich in Buchhandlungen, um mir diese
Bücher zu bestellen, denn ich musste feststellen, dass ich in Büchern einfach anders lese
als auf einem PC-Monitor. Das war auch der Grund, warum ich sehr schnell entschied,
dass das Buch als physisches Werk gedruckt wird und nicht als E-Book vertrieben
werden soll. Wie das später einmal sein wird, weiß ich noch nicht.


Literatur-Recherche (Schweiz, 2013)

Der Schreibprozess selbst war recht herausfordernd. Zuerst las und kommentierte
ich meine Entwürfe kritisch, danach stellte ich einiges um, setzte neue Überschriften und
schrieb dann weiter. Anfangs dachte ich, dass ich sowieso nicht viel zum Thema »Taktik
beim Airsoft« schreiben kann. Ich fügte aus diesem Grund sogar noch zwei Spielberichte
in das Buch ein und wollte es damit ein wenig aufblähen.
Das Gegenteil war der Fall. Ich musste nicht nur die beiden Spielberichte entfernen,
sondern sogar zwei Kapitel so kürzen, dass sie zu einem Kapitel wurden. So hatte ich die
Texte zum Begriff Taktik sehr ausführlich behandelt und viel mehr aus Clausewitz’
Standardwerk »Vom Krieg« einfügen wollen. Auch aus Sebastian Jungers Buch »WAR«
und vielen anderen Quellen hatte ich Aspekte aufgenommen, die ich zum Abgrenzen
verwenden und Airsoft gegenüberstellen wollte. Ich entschied mich aber dann doch
dazu, dies alles komplett zu entfernen. Nicht nur, weil es zu viel wurde, sondern weil ich
Airsoft nicht mit Krieg vergleichen wollte. Je mehr ich vom Krieg las, desto mehr stellte
ich fest, dass Airsoft eindeutig nichts mit Krieg zu tun hatte. Damit kam auch das Gefühl
auf, dass ich nicht mehr für die interessierten Leser zum Thema Taktik beim Airsoft
blieb, sondern eine Abgrenzung vornahm, damit Politiker, Behördenvertreter und
sonstige Personen, die etwas gegen Airsoft haben, verstehen, was ich mit Airsoft meine.
Das war aber gar nicht der Sinn des Buches – also wurde auch das gestrichen.


Vom Autor bearbeitete und kommentierte Fassung (Schweiz, 2012)

Nachdem ich für das Buch also gründlich recherchiert und eine neue Struktur
festgelegt hatte, begann der eigentliche Schreibprozess. Dieser zog sich über vier Jahre
hin und gipfelte darin, dass ich in den Jahren 2016 und 2017 jeweils im Januar einen
Monat unbezahlten Urlaub nahm, um mich in eine kleine Pension in Müllheim/Baden-
Württemberg zurückzuziehen – dort verbrachte ich jeweils einen ganzen Monat mit
Schreiben, Schreiben und nochmals Schreiben. Danach ging die Fassung an den Lektor,
der die Texte nochmals und noch kritischer las, bearbeitete und mit Kommentaren
versah.
Mit dem Lektor besteht so etwas wie eine Hassliebe: Du magst ihn nicht, brauchst ihn
aber – und magst ihn deswegen doch ein bisschen.
Wer je einen Text geschrieben hat, der weiß, dass er sehr stolz auf jeden
geschriebenen Satz sein kann. Der Lektor aber streicht radikal, was nicht zum Thema
gehört und an anderer Stelle untergebracht werden sollte. Oder er merkt an, was weiter
ausformuliert werden muss. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich mit dem Lektor
diskutierte. Interessanterweise diskutierten wir am meisten über das erste Kapitel (das
eigentlich mal zwei Kapitel waren). Davon profitierte ich extrem und lernte sehr, sehr
viel – nicht nur auf formaler, sondern auch auf inhaltlicher Ebene.
Trotzdem hatte ich auf mancher Seite den Eindruck, dass kein einziges Wort an der
vorher von mir gesetzten Stelle blieb und der gesamte Text umgeschrieben wurde. Dem
war aber nicht so, der Text wurde vor allem grammatisch bearbeitet.


Vom Lektor bearbeitete und kommentierte Fassung (Schweiz, 2017)

So ist also aus einer kleinen teaminternen Broschüre ein Buch mit rund
dreihundert Seiten geworden. Der gesamte Bucherstellungsprozess hat fast zehn Jahre
in Anspruch genommen – mit vielen Höhen und Tiefen; auch persönliche Ressourcen
wurden in Anspruch genommen.
Zwei Sachen waren dabei besonders frustrierend: zum einen, dass man mit Personen,
die etwas gegen Airsoft haben, nicht sachorientiert diskutieren kann. Zum anderen, dass
diese Personen, die in einem Buchverlag tätig sind, Beleidigungen loslassen, gegen die
ich mich nicht zu wehren weiß.
Obwohl ich zugegebenermaßen sehr viel dokumentiere (die Fotos zeigen es
beispielhaft), habe ich nicht schriftlich festgehalten, wie oft ich bei den Verlagen
abgelehnt wurde. Ein »kein Interesse« war dabei die höflichste Form, viele antworteten
nicht einmal. Zum Teil tauschte ich mich über mehrere Stunden mit dem Cheflektor oder
der Cheflektorin zu meinem Buch aus und musste mir dann mehr als einmal anhören:
»Ich wollte nur mal wissen, was das für ein Vollidiot ist, der über Airsoft schreibt«, und
dann legte der- oder diejenige einfach den Hörer auf. Oder ich bekam die Drohung zu
hören: »Wenn Sie etwas aus einem Buch unseres Verlages zitieren, dann werden wir Sie
mit allen Mitteln fertigmachen.«
Es gab auch Verlage, die das Buch eventuell sogar gedruckt und in ihr Sortiment
aufgenommen hätten. Aber ich wollte nicht in Buchverlagen publizieren, die primär
Kriegsliteratur aus dem Zweiten Weltkrieg anbieten. Das wäre mir zu widersinnig
gewesen. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Sportverlag, den ich auch
hoffentlich noch finde. Dann wird sich der Frust aber so was von ins Gegenteil kehren.


Das ausgedruckte Manuskript in zwölf Fassungen und diversen Konzepten, Skizzen und
Zeichnungen (Schweiz, 2018)